Wertevermittlung in der Weihnachtszeit
Mit der Vorweihnachtszeit im Dezember bieten sich im Schulalltag der Grundschule zahlreiche wunderbare Gelegenheiten, um mit den Schülerinnen und Schülern über Themen wie das Teilen, Gerechtigkeit, Gemeinschaft oder auch Dankbarkeit ins Gespräch zu kommen (vgl. Weihnachtspost). Ziel ist es, Kinder für diese universellen Werte des Miteinanders in der Gesellschaft zu sensibilisieren und zur Mitgestaltung der Schulgemeinschaft anzuregen.
siehe auch
Mehr als Geschenke: Zeit und Aufmerksamkeit teilen
In der Weihnachtszeit lässt sich der Wert des Teilens besonders gut thematisieren. Hierbei geht es nicht nur um das Schenken von Materiellem, sondern vielmehr auch um das Teilen von Zeit oder Aufmerksamkeit.
So können Kinder den Menschen in ihrem Umfeld Geschenke machen (z.B. selbst verfasste und gestaltete Grußkarten oder Gedichte für Eltern, Großeltern, Geschwister usw.) oder eine Spendenaktion organisieren (z.B. eine Spielzeugspende für benachteiligte Kinder).
Ebenso bietet es sich an, mit den Lernenden darüber zu sprechen, dass das Teilen über das Schenken von Gegenständen hinausgeht. Im Dialog mit den Kindern entwickeln sich dabei konkrete Ideen oder Projekte wie z.B. ein musikalisches Programm für das Obdachlosenheim der Stadt oder eine gemeinsame Spiel- oder Vorlesezeit im Seniorenheim des Stadtviertels, die den Wert greifbar machen (vgl. → Du brauchst zuerst eine Idee).
Unterrichtsidee: Geschenke, die man nicht kaufen kann
Der philosophische Impuls „Geschenke, die man nicht kaufen kann“ regt dazu an, über nicht-materielle Werte wie Freundschaft, Gesundheit, Liebe, Zuversicht oder Frieden ins Gespräch zu kommen, ein feinfühliges Gespür für zwischenmenschliche Beziehungen zu entwickeln sowie über die Wortbedeutung(en) von „Geschenk“ nachzudenken:
- Warum sind „Freundschaft“ oder „Gesundheit“ Geschenke?
- Was macht diese Geschenke so wertvoll?
- Wie können wir diese jemandem schenken?
- Woran merken wir, dass uns jemand seine/ihre Freundschaft schenkt?
Gerechtigkeit im Klassenzimmer erleben und mitgestalten
Auch das Thema Gerechtigkeit bietet vielfältige Anlässe, um mit den Kindern über einen angemessenen Umgang miteinander ins Gespräch zu kommen und konkrete Situationen zu reflektieren, bei denen es um die Frage „Gerecht oder ungerecht?“ geht.
Dabei entwickeln die Lernenden
- ein Bewusstsein dafür, wie ihr eigenes Verhalten das Klassenklima beeinflusst,
- die Verantwortung, aktiv zu einem respektvollen Miteinander beizutragen,
- den Mut, sich für Mitschülerinnen und Mitschüler einzusetzen, die ungerecht behandelt werden.
So erfahren die Kinder ganz konkret, dass jeder und jede Einzelne dazu beitragen kann, eine gerechte Klassengemeinschaft mitzugestalten.
„Gerecht oder ungerecht?“: Mögliche Fragen für das Philosophieren mit Kindern
- Ist es gerecht oder ungerecht, wenn ein Kind immer alleine entscheidet, was in der Pause gespielt wird?
- Ist es gerecht oder ungerecht, wenn ein Kind ausgelacht wird, weil es etwas (noch) nicht gut kann?
- Ist es gerecht oder ungerecht, wenn die Zensuren der Kinder laut vorgelesen werden?
- Ist es gerecht oder ungerecht, wenn die Sitzordnung im Klassenzimmer geändert wird, die Lehrkraft aber nicht erklärt, warum?
- Ist es gerecht oder ungerecht, wenn bestimmte Kinder im Kunstunterricht regelmäßig gelobt werden, obwohl andere sich auch anstrengen?
- Ist es gerecht oder ungerecht, wenn ein Kind, das sich im Unterricht nicht meldet, aufgerufen wird?
- Ist es gerecht oder ungerecht, wenn alle dieselben Hausaufgaben bekommen?
Gemeinschaft stärken, um gemeinsam zu handeln
Es ist bereichernd, sich (nicht nur in der Weihnachtszeit) auf den Wert der Gemeinschaft zu besinnen. Beim Sammeln von Erfahrungen in Projekten oder außerschulischen Aktivitäten sowie beim Verfolgen gemeinsamer Ziele kann ein Gefühl von Zugehörigkeit und Zusammenhalt gefördert werden. Schließlich ist damit auch eine Bildung für nachhaltige Entwicklung verbunden, wenn (gerade in der Weihnachtszeit) ein sensibles Gespür dafür entsteht, wie sich das eigene Handeln auf sich selbst, andere oder die Umgebung auswirken kann. Dabei entsteht auch ein Bewusstsein dafür, wie selbst kleine (gemeinsame) Schritte zu großen Veränderungen führen können (vgl. → Schulgarten).
Dankbarkeit als Unterrichtsthema
Nicht zuletzt bietet es sich im Dezember als letztem Monat des Jahres und der damit verbundenen besinnlichen Weihnachtszeit an, sowohl zurückzublicken als auch nach vorn zu schauen. Eine geeignete Möglichkeit dafür ist beispielsweise das Verfassen von Texten über Dankbarkeit oder Wünsche.
Winterzeit auf Schulimpulse
Literatur zum Thema
Köhler, Judith; Grajek, Andreas: Zuhören ist mehr als leise sein. Eine wertschätzende Gesprächskultur aufbauen. In: Grundschulmagazin Nr. 1 2021. Friedrich Verlag.
Köhler, Judith; Grajek, Andreas: „Bei uns ist das genauso – nur anders …“. Gemeinsam(e) Werte entwickeln und leben. In: Grundschulmagazin Nr. 3 2021. Friedrich Verlag.
Judith Köhler & Andreas Grajek
Letzte Aktualisierung: 6. Januar 2025