Mit Sommerwörtern in das neue Schuljahr starten: Eine Komplexe Leistung zum Schuljahresbeginn
Die ersten Tage im Schuljahr bieten eine motivierende Gelegenheit, um die Ferienerlebnisse der Kinder aufzugreifen, ihre Lust am Erzählen zu nutzen und zugleich die Grundlagen für eigenständiges Arbeiten in der neuen Klassenstufe zu legen. Eine Komplexe Leistung ist dafür besonders gut geeignet: Sie verbindet Kompetenzbereiche im integrativen Deutschunterricht, bietet einen klar strukturierten Rahmen und vor allem Raum für Kreativität und individuelles Lernen an einem gemeinsamen Thema.
Für die Leistungsermittlung und Leistungsbewertung im Unterricht der Grundschule eignen sich neben Klassenarbeiten und Kurzkontrollen auch Komplexe Leistungen. Diese verbinden idealerweise fachbezogene praktische, mündliche und schriftliche Aufgaben rund um ein Thema. Dieses „komplexe“ Ineinandergreifen von Aktivitätsformen wird ergänzt durch die Lernchancen bei der eigenständigen Erarbeitung und Präsentation von Lerninhalten.
Komplexe Leistungen auf schulimpulse.de
Hintergrund ist ein Leistungsverständnis, bei welchem Wissenserwerb, Kompetenzentwicklung und Werteorientierung durch das Erbringen fachlich-inhaltlicher, methodisch-strategischer, sozial-kommunikativer und persönlicher Leistungen erfolgen. Dieses Leistungsverständnis ermöglicht sowohl ein individualisiertes als auch ein kooperatives Lernen an gemeinsamen Lerngegenständen.
Unterrichtsidee: Komplexe Leistung „Sommerferien“

Am Beispiel „Meine Sommerferienwörter“ wird deutlich, wie sich eine Komplexe Leistung im Deutschunterricht einer 3. oder 4. Klasse sowie im jahrgangsübergreifenden Unterricht als Einstieg nach den Sommerferien realisieren lässt (vgl. → Wolkengeschichten, → Gedichtewerkstatt). Die Schülerinnen und Schüler bearbeiten eine mehrteilige Aufgabe, die vom Sammeln und Strukturieren von Wörtern bis zur Präsentation reicht. Ziel ist, die Ausdrucksfähigkeit der Lernenden zu erweitern, Arbeitstechniken zu wiederholen und sich schrittweise (wieder) an Arbeitsformen zu gewöhnen. Die Bewertungseinheiten können auch in eine Benotung überführt werden.
Aufgaben
1. Lege eine Tabelle mit drei Spalten für „Substantive“, „Verben“ und „Adjektive“ an.
Notiere jeweils fünf Wörter, die zu deinen Sommerferien passen.
2. Notiere drei Adjektive aus Aufgabe 1 und steigere sie.
Grundstufe | Mehrstufe | Meiststufe |
3. Notiere mit Hilfe von Wörtern aus Aufgabe 1 und 2 einen wahren und einen unwahren Satz über deine Sommerferien.
Lies die Sätze deinen Mitschülern vor. Sie sollen erraten, welcher Satz stimmt und welcher nicht.
Höre dir auch die Sätze von Kindern deiner Klasse an und rate ebenfalls.
4. Verfasse einen Text über deine Sommerferien. Verwende Wörter aus Aufgabe 1.
Überlege dir eine passende Überschrift.
Nutze verschiedene Satzanfänge. Verwende auch wörtliche Rede.
Nimm dir ein Wörterbuch und schlage Wörter nach, bei deren Rechtschreibung du unsicher bist.
Frage auch verschiedene Kinder in deiner Klasse, ob sie deinen Text lesen und dir Tipps und Hinweise geben können.
Überarbeite dann deinen Text und schreibe ihn sauber auf. Gestalte ein zum Text passendes Deckblatt.
5. Entscheide dich für eine der behandelten Gedichtformen und verfasse ein Gedicht über deine Sommerferien.
Nutze dabei die Wörter aus Aufgabe 1.
Gestalte passend.
6. Lerne das Gedicht und trage es auswendig vor.
Tipp: Besprich mit einem Kind aus der Klasse deine Betonung, Mimik und Gestik sowie Körperhaltung, Lautstärke und Tempo.
Komplexe-Leistung-Sommerferienwoerter
Beispiele aus einer 4. Klasse



In den Ferien
Ich stehe am Strand
mitten im Sand.
Das Meer brauscht.
Ist das nicht fabelhaft?
Wir grillen mit Sonnenbrillen
und lachen, dass die Wände krachen.
Die Wellen brachten mich ans Land,
wo ein Lichtchen brannt‘.
Ist das nicht schön?
Wir gingen die Düne hoch
im Abendrot.
Eine Zeit später war die Sonne weg.
Ach du Schreck.
War der Tag nicht fantastisch?

Hinweis für Klasse 2
Die Unterrichtsidee lässt sich leicht für die zweite Jahrgangsstufe anpassen: Auf die Arbeit mit Wortarten kann verzichtet werden. Stattdessen wird gemeinsam an der Tafel ein Wortschatz zu den Sommerferien angelegt, ins Heft übertragen und kreativ gestaltet. Eigene Ergänzungen der Kinder sind ausdrücklich erwünscht. Anschließend können sie ein Haiku, Elfchen, Akrostichon oder Stufengedicht verfassen. Die Aufgabe „Wahrer oder falscher Satz“ kann mündlich durchgeführt werden (vgl. → Zuhören ist mehr als leise sein).
Bezüge in den Bildungsstandards für das Fach Deutsch
(i.d.F. von 2004)
Sprechen und Zuhören
zu anderen sprechen:
- Wirkungen der Redeweise kennen und beachten
- funktionsangemessen sprechen: erzählen, informieren
verstehend zuhören:
- Inhalte zuhörend verstehen
Schreiben
über Schreibfertigkeiten verfügen:
- eine gut lesbare Handschrift flüssig schreiben
- Texte zweckmäßig und übersichtlich gestalten
richtig schreiben:
- geübte, rechtschreibwichtige Wörter normgerecht schreiben
- Zeichensetzung beachten: Punkt, Fragezeichen, Ausrufezeichen, Zeichen bei wörtlicher Rede
- Rechtschreibhilfen verwenden: Wörterbuch nutzen
- Arbeitstechniken nutzen: Texte auf orthographische Richtigkeit überprüfen und korrigieren
Texte verfassen:
- Texte planen: sprachliche und gestalterische Mittel und Ideen sammeln (Wörter und Wortfelder, Formulierungen und Textmodelle)
- Texte schreiben: nach Anregungen eigene Texte schreiben
- Texte überarbeiten: Texte auf Verständlichkeit und Wirkung überprüfen
Lesen – mit Texten und Medien umgehen
Texte präsentieren:
- Geschichten, Gedichte und Dialoge vortragen, auch auswendig
Sprache und Sprachgebrauch untersuchen
grundlegende sprachliche Strukturen und Begriffe kennen:
- Wort: Wortfamilie, Wortfeld
- Satz: Redezeichen
sprachliche Verständigung untersuchen:
- Beziehung zwischen Absicht – sprachlichen Merkmalen – Wirkungen untersuchen
an Wörtern, Sätzen, Texten arbeiten:
- Wörter sammeln und ordnen
Judith Köhler & Andreas Grajek
siehe auch
Letzte Aktualisierung: 13. August 2025